![]() Anders Breivik feuert am 22. Juli 2011 72 Minuten lang auf der Insel Utøya Schüsse ab, im Ferienlager der Jugendorganisation der norwegischen Arbeiterpartei., bis das Morden aufhört. Es gibt 69 Tote, acht weitere Opfer hat zuvor bei einem Bombenanschlag in Oslo getötet. Um kurz nach 17 Uhr fängt es an. Auf der Wiese im Zeltlager machen erste Nachrichten von der Bombe die Runde, wenigstens sind wir hier sicher, sagt einer. ![]() In Echtzeit und ohne sichtbare Schnitte schildert Utøya 22. Juli das Massaker des Rechtsextremisten Anders Breivik aus Sicht der Opfer. Der starbesetzte 7 Ta. Dieser Wettbewerbsfilm schockt alle auf der Berlinale – die Zuschauer erleben das Attentat auf der norwegischen Insel Utøya in Echtzeit und nur einem Take. Feb 20, 2018 - Das Datum und den Namen der Insel trägt sieben Jahre danach auch der erste Film, der sich mit diesem für Norwegen traumatisierenden Ereignis befasst. 'Utøya 22 Juli' hat am Montag Premiere im Wettbewerb der Berlinale und sorgte am frühen Morgen bei der Pressevorführung für Verstörung, während. Kaja hat Streit mit ihrer kleinen Schwester Emilie, am Waffelstand trifft sie Caroline, Issa, Petter, Magnus und die anderen, die Teenager reden über die schlechte Handyverbindung und ob Al Qaida die Bombe gelegt hat. Kaja ist eine, die sich um andere kümmert, die sich verantwortlich fühlt, die Kamera bleibt bei ihr, die ganze Zeit. Sie will gleich rüber zum Grillplatz, da fallen die ersten Schüsse, sie flüchten in eine Baracke, rennen in den Wald, werfen sich auf die Erde, stolpern weiter, immer wieder Schüsse, Schreie, Schüsse. Kann man das filmen, darf man das filmen? Die Panik der Jugendlichen, das Nichtwissen, ist es eine Übung, ist es ernst? Der absurde Versuch, zu verstehen, was geschieht, die Todesangst, das Weiterrennen, Verwundete in den Arm nehmen, ins Zeltlager zurückschleichen, die Schwester suchen und nur ihr Handy finden, mit zitternden Händen den Notruf wählen, Mama anrufen, und wieder weiterrennen zum Strand, wo in den Felsspalten Dutzende panische Jugendliche hocken? Wie oft sehen wir Mord und Todschlag im Kino Man hatte etwas Angst, an diesem Montag in den Berlinale-Palast zu gehen, es war einem bange vor „Utøya 22. Juli“, man sitzt dann tatsächlich verängstigt im Saal. Kaja und die anderen müssen mucksmäuschenstill sein, kein Zweig darf knacken, und man hält selber die Luft an und will kein Geräusch machen im Kino. Man tut sinnlose Dinge angesichts des Terrors, selbst wenn er nur auf der Leinwand stattfindet. Kann man das filmen? Der norwegische Regisseur Erik Poppe tut es auf höchst integre Weise, vielleicht hält man es deshalb kaum aus. Weil man sich den Film nicht mit ethisch-ästhetischer Kritik und dem Voyeurismus-Vorwurf vom Leib halten kann. Das Leid der Opfer von Utøya wird nicht spekulativ ausgebeutet, es wird der Vorstellungskraft nur so nahe gebracht, wie es einer Kamera eben möglich ist. Allein die Ewigkeit von 72 Minuten: Sie sind in einem einzigen Take gedreht, nach einem kurzen dokumentarischen Vorspann zum Bombenanschlag. 72 Minuten kein Schauplatzwechsel, keine rhythmisierende, irgendwie sinnfällige Montage – und nur einmal der Täter, eine schemenhafte Gestalt, weit weg. 1 von 24 Foto: 2017 Twentieth Century Fox / Berlinale. 22 Juli Utøya Blogg![]() Utøya 22 Juli 2011Wie oft sehen wir Mord und Totschlag im Kino, nach wahren Ereignissen. Die Opferperspektive nehmen die wenigsten Filme ein, es sei denn, es ist eine Heldengeschichte. Die Mehrzahl der Fiktionalisierung von linkem Terror zum Beispiel folgt den Tätern, auch „7 Days in Entebbe“. Auch der von Paul Greengrass geplante Utoya-Film soll den Fokus unter anderem auf Breivik richten. Opfer sind nicht attraktiv als Identifikationsfiguren. Viel zu selten nehmen wir im Kino ihre Sicht ein, wenigstens versuchsweise.
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March 2019
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